Lady Trents Memoiren 2 - Der Wendekreis der Schlangen by Marie Brennan

Lady Trents Memoiren 2 - Der Wendekreis der Schlangen by Marie Brennan

Autor:Marie Brennan
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2018-11-15T00:00:00+00:00


VIERZEHN

Das Herz des Sumpfes – Blutegel – Eierlegesaison – Jäger des Wissens

Ich dachte, ich hätte während unserer Wochen in jenem ersten Lager die Grüne Hölle gesehen, aber ich lag falsch.

Verglichen mit dem richtigen Sumpf sind diese höher gelegenen Gebiete trocken und struppig mit zwergenhafter Vegetation (egal wie hoch sie über die Bäume und Büsche der Savanne aufragen mag). Sobald man in das Herz der Grünen Hölle hinabsteigt, findet man sich in einem Land von Wasser und Giganten wieder.

Die Bäume ragen dort vierzig oder fünfzig Meter hoch auf, als seien sie Säulen eines gewaltigen Tempels. Ihre Wurzeln bilden riesige, verzweigte Wände, die die Stämme im seichten Erdreich verankern und manchmal nahe genug beieinander wachsen, dass sich zwischen ihnen Erde sammelt und ein kleinerer Baum beginnt, in dem so gebildeten Topf zu gedeihen. Der Raum darunter ist smaragdgrün und düster, außer wo ein verirrter Sonnenstrahl durch die vielen Schichten an Vegetation dringt und den Boden trifft. Dort wird der Sumpf noch wärmer, aber gleichzeitig ist das Licht prächtig, als würde es die Stimmen von Engeln tragen.

Ein Großteil des Lichts ist dort zu finden, wo die Wasserläufe so breit werden, dass Zweige die Lücke nicht ganz schließen können. Aber diese sind selten. Stürme und Fluten entlang der drei Flüsse, die den Sumpf nähren, können die Landschaft so verändern, dass das, was letztes Jahr ein kleinerer Bach war, nun zu einer Hauptarterie des Deltas geworden ist. 'Flüsse' in Mouleen haben deshalb Bäume, die wie Inseln in ihnen wachsen, und sind wie ein geschecktes Pferd von Flecken aus Sonnenlicht überzogen.

Wenn wir an ein Gewässer kamen, das tief und breit genug war, um uns Schwierigkeiten zu bereiten, oder wenn wir (was öfter geschah) abbogen, um einem für eine gewisse Distanz zu folgen, hielten die Moulish an, um einfache Flöße zu bauen, auf die sie ihre Besitztümer für einen einfacheren Transport luden. 'Stecken Sie die Säume Ihrer Hosen in Ihre Strümpfe', sagte Mr. Wilker und ließ seinen Worten Taten folgen. 'So ist es weniger wahrscheinlich, dass Sie einen Blutegel an Ihren Beinen finden werden.'

'Ich glaube, Hosen sind gerade zu meiner Lieblingssache auf der ganzen Welt geworden', sagte Natalie.

Wir steckten unsere Säume in unsere Strümpfe und wateten halb und schwammen halb flussabwärts. Als wir wieder herauskamen, zupften unsere Gastgeber völlig unbesorgt Blutegel von ihren Beinen. Wir Scirländer untersuchten uns selbst und gegenseitig. Natalie stellte sich hinter mich, und ich fühlte, wie sie am Stoff meines Hemdes zog. Dann machte sie ein seltsames Geräusch – eine Art ersticktes Stöhnen.

'Äh, Isabella?', sagte sie. 'Du … äh … dein Hemd …'

Mein Hemd war während unserer Anstrengungen aus meinem Hosenbund gerutscht. Ich legte meine Hand an meinen Rücken, was sehr unklug war, und spürte die weiche, ekelhafte Masse eines Blutegels knapp über meiner rechten Nierengegend.

Ich fürchte, es könnte meinem Ruf schaden, wenn ich das zugebe, aber ich kreischte und begann im Kreis zu tänzeln wie eine Katze, die ihren Schwanz jagt, weil ich gleichzeitig versuchte, den Egel zu sehen und ihm zu entkommen. Letzteres war zwecklos. Er hatte sich an mir festgesaugt, und dass ich mit meiner Hand auf ihn einschlug, würde ihn kaum davon überzeugen loszulassen.



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